Positionsmeldung

Nora

Willkommen

Positionsmeldung erzählt von Reisen. Manche führen aufs Meer, manche nur ein paar Schritte vor die Haustür, manche ereignen sich auf Papier, auf Bühne und Leinwand oder virtuell.

Ich freue mich über Begleitung.

 

46° 43' 16.36" N 25° 35' 7.897" E

  • geo: 46° 43' 16.36" N 25° 35' 7.897" E

 

VisriIn Viscri müssen wir das Fahrzeug auf einem Parkplatz außerhalb des Dorfes abstellen. Über schmale Wege gelangen Besucher zu Fuß in ein Dorf als Weltkulturerbe, die kopfsteingepflasterten Straßen und Sandwege sind den Bewohnern überlassen. Wir machen uns auf zum kleinen Dorfladen und fragen beim Bezahlen nach dem örtlichen Pflaumenschnaps. Sogleich wird jemand losgeschickt und zur Verständigung ein junger Mann herbeigerufen, der in England studiert und arbeitet. Er macht Urlaub in der Heimat und erzählt bei dem nun gebrachten Hochprozentigen von den Regeln zum Erhalt des Dorfcharakters. Das Aussperren des Verkehrs gehört dazu und die Verwendung von nur drei Farben — Blau, Grün, Gelb — zum Streichen der Häuser. Auch hier seien viele Menschen ausgewandert, was dazu geführt habe, dass die Dreiteilung des Dorfes in einen rumänischen, einen deutschen und einen von Roma besiedelten Teil sich durchmischte. Möglicherweise kehre auch er zurück, denn auch in England sei es als Migrant schwerer geworden. Für die Burg ist es nun zu spät, wir steigen am nächsten Morgen hinauf, können wieder über eine enge Steintreppe und feste Leitern den Dachstuhl erklimmen und das Dorf von oben betrachten. Gottesdienst wird alle zwei Wochen von einer deutschen Pfarrerin gehalten, 30 Siebenbürger Sachen leben noch hier. 

Das nieselige Wetter wäre eigentlich gut geeignet für weitere Stadtbesuche, doch uns ist nach Natur und da ist es gut, dass Brasov/Kronstadt umgeben ist von Naturparks, Schluchten und Wäldern. Im Zarnesti Nationalpark übernachten wir nahe einer Wasserquelle, aus der nur einen Hauch süß schmeckendes Trinkwasser sprudelt, mit dem wir uns reichlich versorgen. Ungewöhnlich ist der viele Verkehr auf einer Sandstraße im Nationalpark nach Sonnenuntergang und am frühen Morgen. Es ist Wochenende: Familien, Paare, Wanderer und Kletterer sind auf dem Weg in die Schlucht und die Bergdörfer. Zwei Tage bleiben wir; in den wirklich dunklen Nächten allein, auf den Wanderungen staunenend über die kletternden Männer und Frauen an schroffen, steilen Hängen. 

SeeZur schwarzen Kirche in Brasov wollten wir unbedingt und haben das Glück eine Generalprobe des Orchester zu erwischen. Wir genießen die Musik nach der Stille des Waldes. Dann geht es weiter in Szeklerland. In Tusnad haben 95% ungarische Wurzeln. Auf dem gut ausgestatteten Campingplatz, auf dem wir die einzigen Gäste sind, bekommen wir Wasser, heiße Duschen und können waschen, auch Strom und Bier sind gratis. Fast um die Ecke liegt der Lacul Sfanto Ana, ein großer Vulkansee, zu dem wir eine Weile fahren und dann ein ordentliches Stück wandern. Er glitzert einladend, doch Baden ist nicht erlaubt.

So machen wir uns auf in den Norden, träumen von einem Platz an einem Seeufer, doch es wird schnell dunkel zwischen den Bergen. Ein kleiner Campingplatz an einem Fluss ist gerade noch auszumachen. Kurz nach der Einfahrt bleiben die Freunde mit ihrem Wagen auf der feuchten Wiese stecken. Hilfe ist gefragt, zuersst helfen Rumänen beim Schieben, dann reißen mehrere Seile beim Versuch das Fahrzeug rauszuziehen. Inzwischen ist schwarze, kalte Nacht. Immerhin steht der Wagen nun an einer Stelle, von der er im Rückwärtsgang auf festeren Boden gelangt. Seite an Seite stehen wir am Fluss, der am Morgen im Regen noch beeindruckend anschwillt, doch im Bett und fern von unseren Reifen bleibt.