Positionsmeldung

Nora

Willkommen

Positionsmeldung erzählt von Reisen. Manche führen aufs Meer, manche nur ein paar Schritte vor die Haustür, manche ereignen sich auf Papier, auf Bühne und Leinwand oder virtuell.

Ich freue mich über Begleitung.

 

56° 59,5' N, 10° 18,6' E

  • geo: 56° 59,5' N, 10° 18,6' E

 

IMG 2783Ein paar Tage müssen wir nicht segeln. Erstens ist da ein schöner Strand mit dem wunderbaren kristallklarem Kattegatwasser (zugegeben etwas frisch, aber einige Schwimmzüge gehen immer) und zweitens liegen wir gut auf unserem Platz zwischen den Dalben (auch wenn wir noch nicht wissen, wie wir da wieder rauskommen) und drittens lässt sich zwar die Sonne immer wieder blicken, doch genauso verlässlich kommt auch der nächste Regen (der das Schiff sauber, Segeln aber höchst ungemütlich macht).

Also bleiben wir, genießen frischen Fisch in unglaublicher Fülle und Auswahl, knacken Jomfruhummer, essen köstlichen Kuchen und Eis im kleinen Café, das von einer Deutschen geführt wird, die mit achtzehn nach Läsö gekommen ist. Schön ist es hier und so ruhig. Ein Bus fährt die Touristen kostenlos von einem Ende der Insel zum anderen, vom Salzsiedewerk zu den Tanghäusern, vom östlichen Hafen zum westlichen, von dem die Fähre zum dänischen Festland abgeht. 

Zeigt sich die Sonne am Abend, werden Tischdecken auf die Bänke am Kai gelegt und die großen Standgrills angeheizt. Und zum Nachtisch gibt es Sonnenuntergang in Zeitlupe und feurigem Orangerot. Nach fünf Tagen setzen wir Segel in Richtung Festland.

IMG 2808Im netten Städtchen Säby, wo Ibsen einst „Die Frau am Meer“ schrieb, stellt sich dann bald die Frage: Should I stay or should I go. Ein Sturm ist angekündigt, also bleiben mit der Aussicht auf einen längeren Aufenthalt oder noch schnell ein Stück näher zu heimatlichen Gewässern aufbrechen. Bei zwei Schiffen und vier Segler:innen gibt es mindestens sechs Meinungen und Möglichkeiten für die nächsten zwei Tage und so landen wir schließlich in zwei verschiedenen Häfen, um den Sturm abzuwettern. 

Am sichersten liegt das Schiff mit dem Bug gegen die Windrichtung, doch dieser Sturm wird auch die Richtung mittendrin ändern, so dass es nur mittelgute Plätze gibt. Mein Kapitän macht sich ans Vertäuen, neben den üblichen je zwei hinten und vorn spannt er noch zwei von der Mitte des Bootes nach vorn, sichert die vordern Festmacher gegen Scheuern und Quietschen ab. Zum Nachbarboot hängen wir sechs Fender an die Seite. Dann stellen wir die Kuchenbude auf, ziehen das Schiff noch einmal etwas weg vom Steg und hoffen das Beste. 

Schon der Abend hat es in sich, das Schiff wird hin und her geworfen, zerrt an den Leinen, der Regen prasselt aufs Deck. Irgendwann schlafe ich dennoch ein und werde um vier von lautem Krachen geweckt. Draußen ist alles schwarz, die Böen fallen in schneller Folge ein, rucken an den vorderen Festmachern, werfen das Boot gegen die Dalben. Die Fender werden hochgeworfen und knallen an die Bordwand. Noch gegen Mittag rast der Wind mit 90 Stundenkilometern durch den Hafen, hebt die schweren Schiffe an als wären sie aus Papier. Am Abend ebbt der Sturm ab zum Starkwind und im Hafen ist alles heil geblieben.

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