Positionsmeldung

Nora

Willkommen

Positionsmeldung erzählt von Reisen. Manche führen aufs Meer, manche nur ein paar Schritte vor die Haustür, manche ereignen sich auf Papier, auf Bühne und Leinwand oder virtuell.

Ich freue mich über Begleitung.

 

54° 21' 30'' N, 18° 47' 0'' E

 

  

website blog 19Zartblau gibt sich der Himmel heute, leicht streift ein kühler Wind über das Neufahrwasser — in der Nacht zum 2. Februar 1840 hat sich die Weichsel diese zweite Mündung geschaffen, an deren westlichem Ufer heute Häfen der Danziger Segelvereine liegen. Gegenüber erstreckt sich bis zum Horizont ein Naturschutzgebiet, auf dem Wasser tragen Jollen mit bunten Spinnakern ein Rennen aus.

Mehrere Meter über dem Boden haben wir den besten Überblick — nichts schaukelt mehr, nur der Wind klappert mit den Leinen. Nebenan werden Boote geschliffen und gespritzt, sitzen vier Männer auf einer Bank und hören Rockmusik, befindet sich unter dem Dach einer grauen Halle die Motorenwerkstatt, die Schraube und Getriebe überprüft. Dichtungen werden bestellt, zur Überprüfung der Welle wird ein Messstand gebaut, und der Kapitän wartet auf Ergebnisse.

website blog 21Camping auf Stelzen in der Delphia-Marina, toilettenmäßig sind wir beim Container angelangt, aber den haben wir fast für uns allein, denn außer uns liegen hier nur Charterboote zur Übernahme.

website blog 20Die um zwei Seemädchen verstärkte Mannschaft schaut sich um. Immerhin liegt unser Idyll ganz in der Nähe der Danziger Werft, fährt der Bus in die Stadt an jenem Tor ab, dessen Bild in den Achtzigern in allen Zeitungen zu sehen war. Oben auf dem geschlossenen Tor Männer in Arbeitskleidung und vor den Stäben ein Plakat mit den Lettern Solidarnosc.

Mein Polenbild war bis dahin von Filmen bestimmt, dass der reale Streik auf lange Sicht einen Stein ins Rollen brachte, der schließlich mit dazu beitrug, die Mauer einzureißen, konnte sich damals niemand vorstellen, aber das Bild ist hängen geblieben, und hier ist das Tor, aus dem Männer kommen, die Feierabend machen.

Der Bus bringt uns alle in die Stadt am Fluss, zerstört und wiederaufgebaut ist das alte Danzig, die neuen, alten Fassaden blitzen hell, durchs Freiluftmuseum strömen Touristen, unter ihnen die Seefrau und die beiden Seemädchen auf verlängertem Landurlaub, denn ein paar Tage wird der Schwebezustand noch anhalten.