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42° 34’ 34,74’’ S, 64° 16’ 34,62 W
Eigentlich sind wir Ende Dezember viel zu spät dran für die großen Wale in den Buchten der Halbinsel Valdés. Deswegen und wegen des Reifens und wegen des schönen Strands in San Antonio haben wir uns nicht sonderlich beeilt, um hierher zu kommen. Wir haben sogar noch auf dem Weg an zwei schönen Buchten übernachtet (und dennoch immer, und das bislang vergeblich, nach Walen Ausschau gehalten).
Im Informationszentrum des Nationalparks wartet die erste Überraschung: „We have whales, two mothers with their babys.” Also nichts wie hin nach Puerto Pyramides, der kleinen Stadt, von der aus die Waltouren abgehen und in der sich auch der einzige Campingplatz befindet. Eine Tour finden wir schnell und auch den Campingplatz, auf dem wir bei der Suche nach einem nicht allzu hässlichen Plätzchen im Sand steckenbleiben. Bei mindestens 30 Grad in der Mittagshitze, der Platz ist wie ausgestorben. Was nun?
Doch kaum ist der Mann auf dem Weg zum kleinen Kiosk, kommen ihm auch schon fünf Männer entgegen, die schieben und ruckeln und so mit Kraft und Vollgas den Wagen aus der Kuhle bekommen. Entnervt und erleichtert parken wir am Waschhaus und gehen erst einmal Wale schauen.
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40° 49’ 2.94’’ S, 64° 45’ 52.98’’ W
Im riesigen Argentinien, dem zweitgrößten Staat Südamerikas, gibt es viele Stellen, an denen man mit einem Wohnmobil stehen kann. Es gibt auch viele Campingplätze; die Argentinier sind gerne draußen; wo es geht, wird Picknick gemacht, gegrillt, geangelt oder einfach nur zusammen gesessen und Mate getrunken. Der große Boom muss irgendwann Ende der Neunziger gewesen sein, denn die meisten Campingplätze schauen so aus, als hätte man sie danach dem Zahn der Zeit überlassen. Freundlich sind die Menschen überall, auch für nur ein Zelt oder nur ein Campmobil wird die Anlage geöffnet, werden Formulare ausgefüllt und Duschen angestellt.
Freies Campen ist natürlich schöner, nicht nur wegen der gewöhnungsbedürftigen Sanitäranlagen der Campingplätze, die wir nach den ersten Versuchen lieber nicht mehr nutzen. Doch Kontakt zu Südamerikanern bekommen wir hauptsächlich auf den Plätzen. In San Miguel del Monte zu einer Familie, deren Vorfahren in den 50er Jahren aus Italien eingewandert sind; in Azul zu zwei Lastwagenfahrern, Vater und Sohn, die am Wochenende Camping machen; in Fortin Mercedes zu einem jungen Kolumbianer, der mit einem Moped durch Argentinien reist, gut Englisch spricht und Französisch lernen möchte, um nach Europa zu reisen. Aber auch an den Tankstellen tönt uns ein „Que hermoso!” entgegen. Man fragt, woher wir kommen und bewundert das Fahrzeug, freut sich über ein paar deutsche Sätze, die man irgendwo aufgeschnappt hat und ist überhaupt begeistert.
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34° 37’ 2.58’’ S, 58° 21’ 30.54’’ W
„Ohne Reserverad nach Patagonien, würd ich mich nicht trauen!” Nicht nur einmal haben wir das gehört, und nun ist auch der Mann von der Notwendigkeit eines Reserverads überzeugt, mit dem unser neues Wohnmobil leider nicht ausgerüstet ist — stattdessen gehört ein Erste-Hilfe-Schaum-Set zum Lieferumfang, wenig hilfreich bei einem auf patagonischen Schotterstraßen zerfetzten Reifen, wie wir aus lebhaften Schilderungen erfahren. In Uruguay gab es für unseren Sprinter kein Rad, weder in einer der vielen Gomerias noch bei der Mercedes-Vertretung in Montevideo.
Aber nun sind wir in Buenos Aires — in einer Stadt mit mindestens 13, aber wohl eher 15 Millionen Einwohnern dürfte der Kauf eines Reserverads doch kein Problem sein. Nach der rasanten Fahrt mit der Schnellfähre über den Rio de la Plata und genauer Überprüfung von Zoll und Gesundheitspolizei (samt Spürhund) rollen wir auf argentinischen Boden und gleich in den ersten Stau. Um den Hafen herum ist eine Riesenbaustelle und der sowieso schon viel zu dichte Verkehr würde vollkommen zusammenbrechen, wenn nicht an allen Kreuzungen Frauen und Männer mit Warnwesten ständen, die regelnd eingreifen. Immerhin sehen wir rechts und links von uns viele Sprinter und schöpfen Hoffnung.
Meter um Meter kämpft sich der Mann mutig voran zu einem möglichen Stellplatz in der Stadt (dank einer App —IOverlander— haben wir die Koordinaten). Schön ist es da nicht und noch dazu laut und außerdem ist da ja noch das Reifenproblem, also auf zum argentinischen Automobilclub, wieder in den Stau, nun in eine andere Richtung, zur Avenida del Libertador, wo wir tatsächlich am ziemlich beeindruckenden mehrstöckigen Gebäude des ACA einen Parkplatz finden. Viel mehr aber auch nicht! Die vier Damen in der Tourismus-Etage sind mit Telefon und Monitor beschäftigt. Nein, eine Mitgliedschaft würde uns nichts bringen, denn im Süden hat der ACA kaum Campingplätze, Pannenhilfe gebe es auch nicht und wo man einen Reifen bekommen könnte, könnten sie auch nicht sagen. Eine Straßenkarte könnten wir kaufen.
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34° 18’ 55’’ S, 57° 13’ 52’’ W
Im Schweizer Paradies ist es friedlich. Knapp achtzig Kilometer östlich von Montevideo liegt das Gelände von Heinz und Maria, Anlaufstelle für europäische Overlander, die mit eigenem Fahrzeug über Landesgrenzen hinweg diesen Kontinent bereisen. Hier kann man sich für die monatelange Fahrt rüsten oder nach der Reise das mobile Zuhause wieder für die Verschiffung in die Heimat präparieren oder es über Monate in der sicheren Obhut von Heinz stehenlassen, um noch einmal wiederzukommen und die Reise fortzusetzen. Entsprechend gemischt sind Besatzung und Fahrzeuge; es gibt umgebaute Lastwagen und Jeeps mit Reifen, die durch Geröll und Schlamm fahren können, dann Kastenwagen unterschiedlich in Alter und Ausstattung und unser Wohnmobil, um dessen Tauglichkeit für den Süden Argentiniens und Chile wir nun doch bangen. Was haben wir uns da bloß vorgenommen?
Dabei lief bei der Ankunft in Montevideo alles glatt, Einreise und Einfuhr des Fahrzeugs war überhaupt kein Problem, Euro-Diesel bekamen wir auch, doch schon beim Gas war Schluss. Das gab es erst am nächsten Morgen. Also zurück in die Stadt und vom Schlafplatz am Leuchtturm die Lichter der langen Strandpromenade genießen. Dank Erwin und Rita mussten wir dennoch am Morgen nicht auf den Cappuccino verzichten; in weiser Voraussicht hatten sie noch etwas Gas in der Flasche behalten. Merke: Nicht immer allen Weisungen trauen, auch wenn sie schriftlich vom Reiseveranstalter kommen.